
Behandlungen Glaukom und Medikamente – Wirkung, Nebenwirkungen, Mitwirkung und Alternativen

Glaukommedikamente in Form von Augentropfen waren lange Zeit die einzige Basistherapie eines grünen Stars bzw. Glaukoms. Mithilfe von Augentropfen kann der Augeninnendruck gesenkt werden – entweder, indem sie helfen, dass das Kammerwasser besser abfließen kann oder dass weniger Kammerwasser gebildet wird.
Die dauerhafte Anwendung und/oder Nebenwirkungen stellen für viele Betroffene eine große Belastung dar, sodass sie nach Alternativen fragen. Gut zu wissen: Seit 2018 gilt die SLT-Lasertherapie als weitere Basistherapie.
Da ein Glaukom eine chronische Erkrankung ist, müssen Medikamente dauerhaft, regelmäßig und richtig angewendet werden. Sollten Sie die Tropfen gelegentlich vergessen oder diese falsch anwenden, schreitet Ihre Augenerkrankung fort und beeinträchtigt mit der Zeit Ihre Sehfähigkeit.
Dr. Amelie Kroh
Wirkstoffe und ihre Wirkung Welche Glaukommedikamente gibt es?
Die folgenden Medikamente werden in Form von Augentropfen angewendet, um den Augendruck auf unterschiedliche Weise zu senken:
Prostaglandinderivate erhöhen den Kammerwasserabfluss über die mittlere Augenhaut (Uvea) und Lederhaut (Sklera) und erzielen so eine Drucksenkung um ca. 30 Prozent.
Betablocker vermindern die Bildung von Kammerwasser ohne die Pupillenweite und Akkommodation zu beeinflussen.
Rho-Kinase Hemmer senken den Druck, indem sie den Abfluss des Kammerwassers durch das Trabekelwerk verbessern und zugleich seine Produktion hemmen.
Alpha-Agonisten senken den Augendruck um ca. 20 Prozent, indem sie die Blutgefäße im Auge verengen, ohne die Pupillenweite und Akkommodation zu beeinflussen.
Miotika verbessern den Kammerwasserabfluss, indem sie die Pupille verengen und damit die Iris aus dem Kammerwinkel herausziehen.
Karboanhydrasehemmer vermindern die Kammerwasserproduktion.
Alle Medikamente können Nebenwirkungen haben, Glaukommedikamente bilden keine Ausnahme. Einige Glaukommedikamente sollten nicht zusammen mit anderen Medikamenten eingenommen werden. Deshalb würden wir vor einer Verordnung von Medikamenten mit Ihnen besprechen, welche Medikamente Sie regelmäßig einnehmen.
Sprechen Sie uns an, wenn Sie das Gefühl haben, dass bei Ihnen Nebenwirkungen von Glaukommedikamenten auftreten könnten. Wir beraten Sie gern zu Alternativen.
Dr. Amelie Kroh
Mögliche Nebenwirkungen von Glaukommedikamenten
Augenjucken oder -stechen
Rötung der Augen und der Haut um die Augen herum
Beeinflussung von Puls und Herzschlag
Beeinflussung des Leistungsvermögens
Auswirkungen auf die Atmung (insbesondere bei bestehendem Asthma oder Atemproblemen)
Mundtrockenheit
Verschwommene Sicht
Wimpernwachstum
Veränderungen der Augenfarbe, der Haut um die Augen oder der Augenlider
ggf. weitere
Mitwirkung und Therapietreue Der Therapieerfolg hängt von Ihrer Mitwirkung ab
Die Therapietreue spielt für den Erfolg der Behandlung des grünen Stars mit Medikamenten eine besonders wichtige Rolle. Kurz nach Stellung der Diagnose ist der Therapieeifer bei den meisten Menschen noch sehr hoch. Mit der Zeit schwindet jedoch bei vielen die Motivation und die Tropfen werden unregelmäßiger angewendet. Dafür können mehrere Gründe eine Rolle spielen:
Ein Glaukom ist immer eine chronische Erkrankung und muss daher zeitlebens behandelt werden. Diese Ausdauer bringt nicht jeder Betroffene auf.
In frühen Stadien verursacht ein Glaukom kaum Symptome. Das verleitet dazu, die Notwendigkeit der Therapie zu hinterfragen.
Viele Glaukommedikamente verursachen darüber hinaus unangenehme Nebenwirkungen und manchmal auch Kosten. Auch das können Gründe sein, die Therapie abzubrechen.
Bei manchen Patientinnen oder Patienten schreitet das Glaukom auch trotz medikamentöser Behandlung fort – wenn auch etwas langsamer.
Wichtig zu wissen: Ändern Sie niemals die Einnahme Ihrer Glaukommedikamente oder setzen Sie sie ab, ohne mit Ihrem Augenarzt bzw. uns zu sprechen. Wenn wir Ihnen Medikamente verschrieben haben und Sie benötigen neue, können Sie diese über unser Rezeptformular bestellen, sofern keine neue Untersuchung notwendig ist.
Schätzungen zufolge brechen ca. zwei Drittel der Patienten ihre medikamentöse Glaukomtherapie vorzeitig ab und begünstigen dadurch, dass ihre Glaukomerkrankung schneller voranschreitet.1
Dr. Amelie Kroh
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So geht das Eintropfen leichter
Für ein ruhigeres Eintropfen legen Sie die eintropfende Hand auf der Stirn, dem Nasenrücken oder der anderen Hand ab.
Legen Sie sich beim Eintropfen hin, wenn es Ihnen unangenehm ist, den Kopf nach hinten zu beugen.
Schauen Sie beim Eintropfen in einen Kosmetikspiegel. So tricksen Sie den angeborenen Lidreflex aus und sehen Ihr Auge vergrößert.
Lassen Sie sich von einer anderen Person beim Eintropfen helfen, wenn Ihnen das lieber ist.
Wenn Sie das Fläschchen vor der Anwendung etwas kühlen, spüren Sie besser, wann und wie viele Tropfen ins Auge gelangen.
Verknüpfen Sie das Eintropfen mit einer täglichen Routine.
Das sollten Sie beachten
Bei der Verabreichung mehrerer Tropfen hintereinander sollten Sie mindestens 15 Minuten bis zum nächsten Eintropfen warten, damit die Tropfen nicht herausgespült werden oder sich die Wirkung des Medikamentes reduziert.
Wenn Sie einen Eintropftermin vergessen haben, können Sie das Eintropfen noch bis zu zwei Stunden später nachholen. Andernfalls warten Sie bitte den nächsten Termin ab.
Trauen Sie sich, das Fläschchen nah ans Auge heranzuführen, sonst gelangen die Tropfen nicht in den Bindehautsack. Vermeiden Sie dabei aber den direkten Kontakt des Fläschchens mit dem Auge und berühren Sie die Tropföffnung nicht mit den Fingern.
Achten Sie darauf, dass nur die vorgeschriebene Menge des Medikamentes in Ihr Auge gelangt, um die richtige Wirkung zu erzielen.
Welche Alternativen gibt es zu Augentropfen bei einem Glaukom?
Wenn Sie mit Ihren Glaukommedikamten nicht gut zurechtkommen oder sich vorab über Alternativen informieren möchten, sind wir gerne für Sie da. Als Basistherapie bei einem Offenwinkelglaukom im frühen Stadium gilt seit 2018 die Selektive Trabekuloplastik (SLT). Sollte die Erkrankung weiter fortgeschritten sein, kommen auch minimalinvasive Glaukombehandlungen (MIGS) infrage.
Unsere Glaukomspezialisten Dr. Karsten Klabe, Amelie Kroh und Dr. Jan-Philipp Werth bieten Ihnen ein breites Spektrum an schonenden Behandlungen, durch die Sie entweder weniger Medikamente benötigen oder ganz darauf verzichten können. Wir beraten Sie gerne individuell.