MIGS-Verfahren Viskokanaloplastik und Trabekulotomie ab interno als minimalinvasive Behandlungen des grünen Stars

Die Viskokanaloplastik ab interno ist eine minimalinvasive Variante der Canaloplasty (Kanaloplastik). Die Operationstechnik wird mit dem OMNI-System durchgeführt. Um den drucksenkenden Effekt noch zu vergrößern, kann mit dem System zusätzlich eine Trabekulotomie ab interno vorgenommen werden. Dr. Klabe setzt das OMNI-System bereits seit 2018 ein. Beide Verfahren sind problemlos mit einer Kataraktoperation zu kombinieren.
Ablauf Viskokanaloplastik und Trabekulotomie ab interno – der Ablauf
In dieser Animation wird zunächst das Abflusssystem des Auges erläutert und anschließend (ca. ab Min. 2:58) der Ablauf der Viskokanaloplastik und der Trabekulotomie ab interno. Eine deutsche Übersetzung zu dem englischsprachigen Text finden Sie im Transkript unter dem Video.

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Die natürliche Zirkulation des Kammerwassers ist für die Augengesundheit unerlässlich. Bei Menschen mit einem Glaukom erhöht sich durch eine Störung des natürlichen Drainagesystems der Augeninnendruck, was den Sehnerv schädigen und mit der Zeit zu einem fortschreitenden Verlust des Sehvermögens führen kann.
Weltweit sind etwa 80 Millionen Menschen von einem Glaukom betroffen. Um den grünen Star effektiv zu behandeln, ist es wichtig zu verstehen, wie das Abflusssystem des Auges funktioniert, in dem die Blockade oder der Widerstand auftritt: Das Kammerwasser wird von den Ziliarfortsätzen produziert und gelangt durch die Pupille in die Vorderkammer. Von hier aus fließt es entweder über den konventionellen oder den uveoskleralen Abflussweg ab. 50 bis 80 Prozent des Abflusses erfolgen in einem normalen Auge über den konventionellen Weg. Das Kammerwasser sickert durch das Trabekelwerk in den Schlemm'schen Kanal. Von hier aus fließt es über Sammelkanäle in das episklerale Venensystem. Dieses dynamische, druckgesteuerte System reguliert den Abfluss und sorgt für einen gesunden Augeninnendruck.
Der konventionelle Abflussweg besteht aus drei verschiedenen Bereichen. Das Trabekelmaschenwerk ist ein Filter aus Bindegewebe und extrazellulärer Matrix, die in einer Matrix organisiert sind. Der Schlemm'sche Kanal ist ein zirkulär verlaufender Abwasserkanal des Auges, der sich im skleralen Anteil des Kammerwinkels befindet. Etwa 30 sogenannte Kollatorkanäle münden direkt in die episkleralen Venen, die einen Gegendruck erzeugen, um einen gesunden Augeninnendruck aufrechtzuerhalten.
In manchen Augen ist der Rückflusswiderstand erhöht. Wenn der Druck in einem glaukomatösen Auge ansteigt, kann durchlässiges Gewebe beginnen, sich gegen die Sklerawand abzuflachen, wodurch der Schlemm'sche Kanal kollabiert und die Kollektorkanäle verschlossen werden. Die innere Auskleidung des Gewebes kann sich ausstülpen, wodurch Reste des Trabekelmaschengewebes bewirken, dass der Hohlraum (Lumen) des Kanals zusammenfällt und die Kollektorkanäle verschließt. Ohne entsprechende Diagnosewerkzeuge kann es schwierig sein festzustellen, wo der Widerstand im herkömmlichen Abflusssystem auftritt. Die Behandlung des Trabekelwerks allein oder nur eines einzelnen Punktes des Abflussweges reicht möglicherweise nicht aus. Die Erläuterungen der Viskokanaloplastik und Trabekulotomie ab interno finden Sie in den folgenden Abschnitten.
MIGS-Verfahren Viskokanaloplastik ab interno mit dem OMNI-System
Die Canaloplasty ab interno1, auch Viskokanaloplastik genannt, gehört zu den minimalinvasiven Glaukomchirurgischen Verfahren, kurz MIGS. Dabei wird über die Hornhaut ein minimalinvasiver Zugang von ca. 1,8 mm zur Vorderkammer angelegt, um den Schlemm'schen Kanal durch das Trabekelmaschenwerk von innen zu eröffnen. Mithilfe einer speziellen Operationssonde (OMNI System, Sight Sciences) wird der Kanal anschließend um das 2-3-fache aufgedehnt und eine bestimmte Menge sogenannten Viskoelastikums injiziert, das die gesamte Funktionseinheit Schlemm'scher Kanal inklusive des Trabekelmaschenwerkes und der skleralen Kollektorgefäße adressiert. Im unserem Video oben können Sie das Verfahren (ab Min. 2.58) genauer anschauen.
Unsere retrospektive Analyse belegt die langfristigen Vorteile des OMNI-Systems als eigenständiges Verfahren bei einem großen Patientenkollektiv, einschließlich Patienten mit primärem Offenwinkel- und Pseudoexfoliationsglaukom – sowohl bei Patientinnen und Patienten mit natürlicher Linse als auch bei solchen, die bereits eine Kataraktoperation durchführen ließen.
Dr. Karsten Klabe
MIGS-Verfahren Trabekulotomie ab interno für eine höhere Drucksenkung
Neben der Viskokanaloplastik kann mit dem OMNI-System auch eine Trabekulotomie ab interno durchgeführt werden. Bei diesem Eingriff wird das Trabekelmaschenwerk zunächst rundherum oder teilweise gefüllt, anschließend wird der Mikrokatheter aus dem Auge herausgezogen, um das Trabekelwerk mechanisch zu spalten und so den Abfluss der Flüssigkeit wieder zu ermöglichen.
Auch dieses Operationsverfahren wird der minimalinvasiven Glaukomchirurgie (MIGS) zugeordnet. Im Vergleich zur Canaloplasty ab externo ist es noch schonender, weil der Schlemm'sche Kanal nicht freipräpariert werden muss.
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Für eine Beratung zur Glaukombehandlung
Dr. Klabe hat mit der Viskokanaloplastik mit dem OMNI-System zur Behandlung von primären Offenwinkel-Glaukomen und PEX-Glaukomen sehr gute Erfahrungen gemacht und seine Zwei-Jahres-Ergebnisse unter anderem im Journal of Cataract & Refractive Surgery Today Europe (CRSTE) publiziert.2,3
In die Analyse wurden 38 Augen von 27 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 67,3 Jahren aufgenommen. Fast die Hälfte der Patienten war weiblich (48,2 % gegenüber 51,8 %). Besonders interessant ist, dass die meisten Patienten (74 %) phak waren, d.h. noch ihre natürliche Augenlinse besaßen. Die meisten hatten ein primäres Offenwinkelglaukom (71 %) und einige ein Pseudoexfoliationsglaukom (29 %).
Unsere positiven Ergebnisse in dieser Studie bestätigen, dass das OMNI Surgical System ein hervorragendes eigenständiges Verfahren für diese Patientengruppen ist. OMNI hat als alleiniges MIGS-Verfahren bei Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Offenwinkelglaukom sowohl den Augeninnendruck (IOD) als auch die Einnahme von IOD-senkenden Medikamenten nach 24 Monaten statistisch signifikant reduziert. Das Verfahren zeigte ein gutes Sicherheitsprofil mit einer sehr geringen Anzahl von Zweiteingriffen zur IOD-Senkung.
57,7 Prozent der Patienten benötigten nach dem Eingriff keine drucksenkenden Augentropfen mehr.
Dr. Karsten Klabe